Reise-Erlebnis Madagaskar

Reisebericht in der ZZA – Zeitschrift Zoologischer Zentral Anzeiger


«Salama, vaovao?» Mit diesem Grusswort dringt man schnell in die Herzen der Magadesen ein. Salama – für Hallo und vaovao (wird ausgesprochen wie wauwau) bedeutet, was gibt es Neues?

Wir waren Ende 2022 für fünf Wochen in Madagaskar unterwegs. Gerne berichte ich hier über das Land, die Menschen und natürlich meine Begegnungen mit den verschiedenen Tierarten.

Das Land:
Wir haben den Mittleren Teil von Madagaskar bereist. Madagaskar ist 14x grösser als die Schweiz und 1.65x grösser als Deutschland. Somit kann man unmöglich in fünf Wochen alles besuchen.

Die Reiseroute führte uns zuerst an die Westküste in den Trockenwald des Kirindy-Nationalparks. Von dort aus ging es wieder zurück in das Hochland und den Park Ranomafana. Im Anja Reservat in Ambalavao haben wir uns in einer trockenen Felslandschaft auf die Suche nach den Kattas gemacht. Weiter ging es Richtung Nordosten nach Anjozorobo in den Fragmentregenwald. Rund um Andasibe, das etwas südlicher, und noch weiter im Osten liegt, erkundeten wir verschiedene Reservate im Regenwald. Die Fahrt an die Ostküste und dann mit dem Boot über den Canal des Panglanes führte uns nach Akanin ny Nofy am Königssee.
Im «Nest der Träume», was Akanin ny Nofy übersetzt heisst, konnte ich mich das erste Mal ausgiebig mit Süsswasserfischen schnorcheln. Aber auch das skurrile Aye-Aye haben wir hier auf einer Nachtwanderung beobachtet.
Die letzten Tage unserer Reise verbrachten wir auf der kleinen Insel Nosy Nato unterhalb der Insel St. Marie. Ein paar Tage Schnorcheln in den vorgelagerten Riffen und Inselwanderungen standen da auf dem Programm.
Wir sind rund 3800 km durch das Land gefahren und dies mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 40 km / Std. Oft auf Nationalstrassen, die ungefähr so wie unsere Feldwege aussahen. Man benötigt Zeit – mora-mora – dies bedeutet «langsam-langsam» – oder immer mit der Ruhe.

Die Menschen:
Wir haben überall freundliche und aufgestellte Menschen gesehen und kennengelernt. Immer bereit, mit uns zu sprechen, denn auch untereinander hat die Kommunikation einen hohen Stellenwert. So geht man nicht aus dem Haus, ohne seinen Liebsten das Beste für den Tag zu wünschen. Unterwegs wird Jeder! gegrüsst und gefragt, ob es Neuigkeiten gibt und diese Informationen werden dann sofort an jeden weiteren Menschen weitergegeben. Somit kann der Weg zur Arbeit – je nachdem wie viele man trifft – einige Zeit dauern. Auch hier «mora-mora». Die Amtssprache ist malagasy und französisch. Englisch können nur sehr wenige, die im Tourismus arbeiten.
Das Land gehört zu den weltweit ärmsten Ländern und gerade auf dem Land sieht man den Menschen diese Armut an. Die Kleider sind oft zerrissen und bei den ganz armen Menschen, ist das Shirt, dass bei Präsidentschaftswahlen alle vier Jahre verteilt wird, das einzige Shirt, das sie besitzen. In den Gegenden, wo wir waren, hatten aber alle Menschen genug zu essen.

Und nun kommen wir zu den Tierarten. Die meisten Menschen besuchen Madagaskar wegen den Lemuren. Ich wurde bei der Buchung der Reise gefragt, was uns interessiert. Meine Antwort war – alle Tierarten!

Reptilien:
Zahlreiche Chamäleons haben wir auf unserer Reise fotografiert. Selbst habe ich kein einziges Tier entdeckt. Ohne unseren Guide Dimby, der uns ununterbrochen auf unserer Reise begleitet hat, hätten wir nicht ein Viertel der Tiere gesehen. Die Tiere sind in den Blättern oder auch auf dem Boden so gut getarnt, da ist unser Auge blind.
Ob es nun ein frisch geschlüpftes, kaum 2 cm grosses Jungtier, oder das Riesenchamäleon mit 70 cm Länge war, jedes Tier hat uns fasziniert, auch wegen der verschiedenen Farbmorphen.
Wir haben verschiedene Brookesia, Furcifer und Calumaarten gesehen. Schon dies allein würde einen Bericht verdienen. Dann waren die verschieden Uroplatus – diese beherrschen die Technik der Mimese perfekt. Bei den Taggecko haben wir neben dem bekannten Phelsuma madagascarinensis auch den Pfauenaugentaggecko oft gesehen. Baumleguanen begegnet man täglich und auch die Madagaskar-Ringelschildechse (Zonosaurus mad.) huscht überall am Boden durch das Falllaub.
Was mich bei den Reptilien am meisten erstaunt hat, ist die Vielfalt der Schlangen, die wir gesichtet haben. Auf all meinen Reisen zusammengezählt, habe ich nicht so viele Schlangen gesehen. Ich war bis zu dieser Reise immer der Meinung, dass diese geflüchtet sind, bevor wir die sehen. Nicht auf Madagaskar – da hat man die Tiere fast ständig vor der Linse, und zwar in nächster Nähe. Sei es die Madagaskar-Hackennatter (Leioheterodon mad.), die gefleckte Art (Leioheterodon geayi), Katzenaugenschlange (Madgascarophis colubrinus) oder auch auf dem Weg zur Baobab-Allee, die Dumerils Madagaskarboa, keine der Arten mussten wir suchen – sie kamen zu uns.

Amphibien:
Wir haben im Trockenwald, aber auch im Regenwald verschieden Frosch- und Krötenarten gesehen. Da bin ich mit dem Bestimmen der Arten noch nicht fertig und ich weiss nicht, ob ich das je schaffen werde. Viele sind im Moment im Lightroom noch mit «brauner Frosch oder kleiner Frosch» betitelt. Aber wir haben den Mantella madagascariensis gesehen, der wohl bunteste Frosch aus Madagaskar. Daneben noch Baumfrösche (Boopis) und das stachelige Marmorkrötchen (Scaphiophryne spinosa ), das im Moos kaum zu entdecken war.

Säugetiere:
Leider haben wir im Kirindy Nationalpark die Fossa nicht beobachten können. Normalerweise wären sie in dieser Jahreszeit auf Partnersuche und in der Paarungstimmung wenig scheu.
Sie sind da, das haben die Fuss-Spuren im Sand bestätigt.
Dafür haben wir eine andere Raubtierart doch oft gesehen – den Schmalstreifenmungo.
Nun sind wir bei den Lemuren, die in der Ordnung der Primaten und der Unterordnung Feuchtnasenprimaten in der Systematik zu finden sind.
Den nachtaktiven Arten, wie dem kleinen Mausmaki oder auch dem Wieselmaki sind wir auf fast allen Nachtwanderungen begegnet. Sifakas, Indris, Kattas und andere tagaktive Lemuren findet man auch überall in Madagaskar. Jedoch sind die verschiedenen Arten fast immer nur in einzelnen Gegenden anzutreffen. Somit hat man in jedem Park neue Gattungen zum Beobachten. Zum Teil sehr scheu nur in den Baumkronen und andere ziemlich frech – sobald diese Leckereien wie Bananen riechen. Auch wenn diese Tiere für den Zoofachhandel nicht relevant sind – ich habe auch diese gerne fotografiert.

Vögel:
Im Zoofachhandel ist nur das Agapornis cana, das Grauköpfchen als Heimtier bekannt. Den Vasapapagei sieht man manchmal in zoologischen Gärten, aber mit seiner braunen Farbe ist er für das Auge kein Hingucker. Da wären die Paradiesschnäpper und die Gelbbauchjala schon eher Kandidaten für einen Schönheitswettbewerb. Madagaskar bietet mit seinen rund 280 Vogelarten, von denen 65 % endemisch sind, auch für Ornithologen ein Reiseziel.

Fische:
Im Süsswasserbereich ist noch viel Forschung nötig. Alle Guides in den Nationalparks sind nicht im Bilde darüber, was für Fischarten es in den Gewässern hat.
Fragt man nach, sind alles Tilapias. Im See der Könige, der fast ohne Pflanzen ist, habe ich viel geschnorchelt und auch Fischarten fotografiert. Aber die Namen dazu habe ich bis heute noch nicht zusammengestellt. Es hat auf jeden Fall Maulbrüter (was ja die Tilapia auch sind), denn da habe ich Fotos und Videos mit Jungtieren. Dann schwimmt am Boden eine Grundelart, die sich im sandigen Boden eine Höhle baut und blitzschnell im Loch verschwindet, wenn man sich nähert. Ganze Schwärme von kleineren Fischarten sind auch im See beheimatet. Dann leben in kleinen Bächen auch Lebendgebärende. Ob diese eingeschleppt wurden oder ob es eine einheimische Art ist, kann ich nicht sagen.
Was auf jeden Fall eingeführt wurde und in vielen Gewässer zu finden ist, das ist der Schwertträger. Diese werden dann auf lokalen Märkten kiloweise für umgerechnet einen Franken als Beilage in der Fischsuppe verkauft.

In Nosy Nato in den Riffen schwimmen alle bekannten Meeresbewohner des Indischen Ozeans. Die tollsten Begegnungen waren für mich da die Sichtung eines Oktopusses, eines Steinfisches, einer Seeschlange, die sich im Sand vergraben hat und der hübschen schwarz-weissen Muräne.

Wirbellose:
Auch die gibt es auf Madagaskar. Spinnen von Micro-Grösse bis zu Tieren, die mit Beinen gemessen 30 cm gross sind. Raupen in allen Farben und Formen – oft mit Haaren – das sind Fotomotive, die mich in der Makrofotografie begeistert haben. Dementsprechend gross ist auch die Vielfalt der Nachtschwärmer und Schmetterlinge.
Besonders hübsch sind auch die Heuschrecken und die Spitzkopfzikaden. Die Farben sind nicht mit unseren Futtertieren vergleichbar.

Ich kann in diesem Bericht nur ein kleiner Teil weitergeben. Die Tagebucheinträge findet ihr auf meinem Reiseblog (www.fotografie-reisen.ch).
Wer eine Reise nach Madagaskar plant, dem kann ich Tanalahorizon.com empfehlen. Spezialisiert auf Reptilienreisen, aber wie wir erlebt haben, offen für alles was kriecht und fliegt, waren wir perfekt betreut auf unserem Madagaskar-Abenteuer.

Mit «Veloma» und einer flachen, erhobenen, winkenden Hand verabschiedet man sich in Madagaskar von den Mitmenschen und ich mich hier sinnbildlich den Lesern des Beitrags.


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