Das Reservat besteht aus 710 ha Regenwald und renaturierten Gebieten. Es ist das einzige Reservat, wo ich dachte – es hat zu viel Touristen! Auf einem kleinen Teil wird nach den Indri gesucht. Es hat mehrere Gruppen dieser Lemuren im Reservat, aber nicht alle Gruppen sind an Menschen gewöhnt und diese lassen sich nicht blicken, sondern bleiben unserer Gattung fern.
Unser Späher hat uns zu den Indri geführt, aber wir haben dann die Menschenmenge schnell verlassen und sind andere Wege gelaufen. Dort konnten wir ein Elternpaar mit einem Jungtier lange beobachten. Der Kleine war ein richtiger Wirbelwind, ständig in Bewegung, aber er blieb immer in der Nähe der Mutter.
Aber auch eine Gruppe mit Diademsifaska (Propithecus diadema) kreuzte unseren Weg. Mit einer Gesamtlänge von rund einem Meter gehören diese zu den grössten Lemuren und für mich war diese Art von der Färbung her eine der schönsten Lemurenart, die ich gesehen habe.
Es ist übrigens gar nicht so einfach, die Tiere im Sprung zu fotografieren. Erstens sind die Tiere schnell und dann springen sie aus dem Bild hinaus:
Weiter haben wir unter Grasbüschel eine Madagaskar-Hundkopfboa (Sanzinia madagascarinesis) entdeckt. Schlafend und zusammengerollt, sieht man die Grösse dieser zu den Riesenschlangen gehörenden Art nicht richtig. Würde dies ausgestreckt da liegen, würde diese meine Grösse von 162 cm gut erreichen. Der Durchschnitt der Länge bei ausgewachsenen Tieren liegt bei zwei Meter.
Wie alle Boas ist diese Art auch lebend gebärend (ovovivipar). Schlangen haben keine Gebärmutter, sondern die Eier werden nicht an beliebiger Stelle abgelegt, sondern im Inneren der Schlange ausgebrütet. Die Tragzeit beträgt 6 bis 8 Monate. Sind die Jungtiere gross genug, sprengt sich die Eihaut und etwa 10–15 die Babys werden geboren.
Die Madagaskar-Boa ist nachtaktiv – wir decken die Schlange mit etwas Gras wieder zu, sodass das Tier seine Ruhe hat.
Nicht fehlen darf natürlich auch ein Taggecko. Ein Streifentaggecko (Phelsuma lineata) tummelte sich in einer grossen Agave. Die Endgrösse dieser Tiere beträgt ca. 13 cm, Weibchen bleiben etwas kleiner. Vom Phelsuma lineata gibt es fünf Unterarten, ich weiss leider nicht, welche Art wir da bewundern konnten.
Der Weg zurück führt uns an einem Bach mit Seerosen entlang. Der kleine Madagaskarkingfischer (Corythornis madagascariensis) erfreut sich an den vielen Fischen, die im Wasser schwimmen. Aber nicht zum Fressen, denn der Zwergfischer hat als Hauptspeise kleine Frösche und Insekten. Aber auch junge Chamäleons gehören in seinen Speiseplan. Auf einem Ast sitzend sucht er nach einem Opfer, das er dann blitzschnell schnappt. Er schlägt das gefangene Tier auf den Zweig, um es zu tötet, bevor er es schluckt.
Man findet den Zwergfischer auch in trockenen Gebieten, er ist nicht auf Gewässer angewiesen.
Ein Paar der Teichralle (Gallinula chloropus) haben am Ufer nach Futter und Nistmaterial gesucht. Diese Art kommt in allen Regionen der gemässigten, subtropischen und tropischen Klimazonen Eurasiens sowie Afrikas vor.
Und im Gebüsch, kaum zu finden, fliegt ein kleiner Madagaskarbrillenvogel (Zosterops maderaspatanus) ganz nervös umher, um von seinem Nest abzulenken, wo er seine Jungen aufzieht. Normalerweise trifft man diesen 10 cm grossen Brillenvogel in grossen Schwärmen an.
Auffallend sind die gelben Flecken an der Kehle und am Unterschwanz sowie die auffällig weisse Brille um die Augen.
Zurück in der Hotelanlage hat eine Gruppe der braunen Makis (Eulemur fulvus) sich auf einem Baum, aber auch am Boden auf die Suche nach Nahrung gemacht. Die roten Beeren am Baum schmecken den Lemuren sichtlich. Am Boden haben die Makis nach Insekten und Eier des Giraffenhalskäfers gesucht. Der Käfer legt immer ein Ei in ein Blatt und faltet dies gekonnt. Danach wird das Blatt abgeschnitten und fällt auf den Boden. Die junge Larve ernährt sich dann zuerst vom Blatt. Entweder kann sie sich weiterentwickeln oder wird eben wie jetzt von den Lemuren als Leckerbissen gefressen.
Bereits ein Abendritual sind wir vor dem Nachtessen auf eine Nachtwanderung gestartet. Heute Abend konnten wir wieder einen hübschen Blattschwanzgecko ablichten.
Und wiederum hat sich ein Madagaskar-Laubfrosch (Boophis madagascarinesis) wie ein Model auf dem Ast präsentiert. Aber auch ein Madagaskar-Rotfleckenruderfrosch (Boophis rappiodesund) ein Moosfrosch (da weiss ich nicht welche Art) liessen sich in der Dämmerung blicken.
Das Chamäleon liess sich von dem kleinen Insekt unterhalb des Auges nicht stören. Wie wir, war es wohl von den Tageserlebnissen müde.
Nur die kleinen Mausmakis waren schon sehr aktiv und «wuschelten» in den Ästen herum. Diesen kleinen, nachtaktiven Kobolden mit ihren grossen Augen könnte man stundenlang zuschauen.
Aber das Restaurant hat nicht ewig geöffnet und deshalb endet unsere Nachtexkursion und wir freuen uns auf ein leckeres Nachtessen.
Weitere Fotos zum Tag: