Heute geht es in die Ausläufer des Andringitra Gebirges weiter südlich nach Ambalavao.
Nach dem Frühstück haben wir Ranomafana um kurz vor acht Uhr verlassen und haben den ersten Teil im Nebel durchfahren – wie bei uns, sobald wir in eine höhere Gegend kamen, war der Nebel weg und die Sonne in Sicht.
Einen ersten Stopp haben wir wieder beim Wasserfall eingelegt.
Am zweiten Halt konnten wir bewundern, wie die Ziegelsteine gefertigt werden. Der Lehm wird von Hand in eine Form gepresst und dann in Reihen zum Trocknen aufgestellt. Danach werden die Steine für den Brand in eine Hausform gestapelt und unten wird das Feuer angezündet. Nach ungefähr drei Tagen sind die Steine gebrannt und können nach dem Auskühlen verkauft werden. Je nach Qualität – je mehr rot, desto teurer – werden diese für 80–100 Ariary pro Stück verkauft. Dies entspricht CHF 0.025 je Stein.
Die Grösse der Steine ist ca. 20 × 10 × 8 cm, somit ist ein Kubikmeter 625 Steine und kostet CHF 15.60
Weiter ging es kurvenreich durch die eher trockene Landschaft. Auf einer Anhöhe haben wir eine Sisalmanufaktur besucht. Die Pflanze gehört zu den Agaven und das Sisal wird aus den Fasern der Blätter gewonnen.
Das Blattgrün wird mit einem Messer abgeschabt und die weissen, langen Fasern werden freigelegt.
Die Fasern werden dann auf dem Unterschenkel gerollt, geteilt und zu Seilen verarbeitet. Die Fasern werden auch mit Pflanzensaft in verschiedenen Töne eingefärbt.
Aus dem Sisal werden Hüte, Pflanzenampeln, Untersetzer, Körbe und vieles mehr geflochten und dann verkauft. Ein Hut kostet, ohne zu handeln, umgerechnet Fr. 2.50
Der Kinderschar und auch den Erwachsenen haben wir dann noch Täfeli verteilt. Zuerst waren nur vier Kinder da, aber aus allen Ecken kamen diese hervor, um auch etwas Süsses zu erhalten.
Kurz vor dem Mittag sind wir in Ambalavao angekommen und haben unsere einfachen Zimmer in der Lodge «aux Bougainvillées» bezogen. Steckdose ist nur eine im ganzen Raum, aber dies reicht auch zum Laden der Batterien und Elektrogeräte.
Nach dem Mittagessen haben wir direkt bei uns in der Lodge eine Papierfabrik besucht. Auch hier wird alles von Hand gefertigt.
Ca. im Jahre 1000 kamen Moslems über den Mosambiquekanal nach Madagaskar. Unterwegs wurde der Koran nass und war nicht mehr lesbar. Sie mussten etwas suchen, um Papier herzustellen, um die Schrift neu zu schreiben. Mit der Rinde des Baumes Avoha wurden sie fündig und produzierten Schriftrollen.
Die Rinde wird zuerst in Wasser eingelegt und gekocht bis diese weich wird. Danach werden diese Stücke mit zwei Hämmern in Brei zerschlagen. Eine Kugel von 400gr. reicht für 24 Blatt in der Grösse A5 von 20x15cm.
Der Brei wird dann in einer Form verteilt und das Wasser wird abgelassen. Der nasse Teppich wird leicht angetrocknet und danach zugeschnitten und verziert. Es werden frische Bluem verwendet, aber auch die Rinde von Bananenblättern.
An der Sonne wir das Papier fertig getrocknet.
In einem weiteren Schritt wird das Papier zu Taschen, Beutel, Briefpapier, Geschenktüten, Bücher etc. verwandelt und dann im Shop verkauft.
Zu Fuss haben wir den lokalen Markt besucht. In mehreren hundert Ständen wird alles verkauft – einfach alles…
Früchte, Gemüse, Fleisch, Fisch, Mausefallen, Nägel, Spielsachen, Kosmetik, Gewürze, Medikamente, Kleider – diese werden auch gleich geflickt – da könnte man eine ganze Seite füllen.
Auf dem Frischmarkt bei den Fischen habe ich Schwertträger entdeckt. Diese werden für Fischsuppe verwendet oder frittiert und so gegessen. Die Fische wurden vor Jahren eingeführt und vermehren sich im Fluss in Massen. Ein Kilo Schwertträger kostet 8000 Ariary (Fr. 2.20) – ich habe keine Ahnung, wie schwer ein Schwertträger ist….
Und auch die angebotenen, lebenden Käfer möchte ich nicht auf meinen Teller für das Nachtessen serviert erhalten.
Tradition Famadihana:
Für die Madagesen gibt es kein Himmel und keine Hölle, sondern die Toten leben mit den Ahnen weiter. Deshalb werden die Toten ca. alle acht Jahren wieder ausgegraben und neu eingekleidet und feiern dann mit den Lebenden ein Fest. Die Umbettung der Leichen verbindet die Welt der Toten mit der den Lebendigen.
Manchmal geschieht dies auch früher – denn wenn einem Nachkommen die tote Person im Traum erscheint und ihm mitteilt, dass sie kalt hat, muss diese Zeremonie früher stattfinden.
Die Zeremonie ist ein grosses Dorffest! Die Toten werden aus den Gräbern geholt und in das Dorf getragen. Es wird musiziert und getanzt und viel Alkohol konsumiert. Am Schluss sind alle betrunken (aber noch so, dass sie trotzdem laufen können – denn die Toten werden dann ja nach dem Fest wieder ins Grab gelegt).
Wenn die Toten neu eingewickelt wurden, werden sie in eine Bastmatte gewickelt und dann auf den Händen getragen. In einem Tanz wird mindestens sieben Mal ein Kreis abgelaufen. Danach werden die Leichen zurück ins Grab gelegt und das Basttuch wird zerrissen, weil jeder Angehörige ein Stück mit nach Hause nehmen will. Das Stück Tuch wird unter die Matratze gelegt, sodass immer etwas vom Toten dableibt.
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